Bilder auf Stoff und Hölzern

KÖLNISCHE  RUNDSCHAU


Von Dieter Wolf, 22.05.07


FRECHEN.


[…]Bereits in der Sowjetunion war sie als Künstlerin erfolgreich und hatte ab 1982 Ausstellungen mit ihren Textilbildern. Außerdem arbeitete sie in ihrer Heimat als Kunstpädagogin mit Jugendlichen.
Geboren wurde Nargis Nurtaeva 1959 in der Zweimillionenstadt Taschkent, der Hauptstadt der Republik Usbekistan. Vater wie Mutter sind promovierte Philologen. Er lehrte als Professor, die Mutter arbeitete als Dozentin an der Hochschule. Nach dem Abitur studierte Nargis Nurtaeva an der Polytechnischen Hochschule von Taschkent Architektur.


Für ihre Diplomarbeit bekam sie sogar einen Staatspreis. Sie hatte sich in dieser Arbeit dem Thema gewidmet, wie neue Wohnbauten behutsam in historische Stadtkerne zu integrieren seien. Ab 1981 arbeitete sie als Stadtplanerin beim Usbekischen Wissenschaftlichen Forschungs- und Projektinstitut in Taschkent. Immer ging es um Stadtplanung. Sie war Mitautorin vieler Bauprojekte, so auch für Samarkand, einer weitern Stadt entlang der berühmten Seidenstraße.
Parallel widmete sich Nargis Nurtaeva der Textilkunst. Dafür absolvierte sie zusätzlich Lehrgänge in Design und Raumdekoration. In ihren Arbeiten entwickelte sich die Arbeitstechnik des Gobelins weiter. Die Textilkunst ist traditionell Ornamentkunst. Nargis Nurtaeva fasste diese Arbeit malerisch auf und entwickelte die Webtechnik der Region weiter. Diese traditionelle Technik nennt sich „Tschiy“.
Im Usbekischen Raum wird mit Leinen oder Jute auf Schilfstangen „gewebt“. Die Schilfstangen ersetzen die notwendigen querlaufenden Schnüre. Jedoch experimentierte Nargis Nurtaeva mit Rundhölzern von einem Durchmesser von fünf bis zwölf Millimetern. Diese werden nicht umwebt, sondern einzeln mit Jutefäden, die sie selbst färbt, umwickelt.
Die so entstandenen bunten Stangen werden dann in einen Rahmen montiert. Zusammen ergeben sie schließlich ein Bild. Dabei überlässt die Künstlerin nichts dem Zufall. Immer entsteht eine kleine Skizze von dem geplanten „Bild“. Anschließend wird eine Modellzeichnung im Verhältnis 1:1 gezeichnet. Diese dient dann als Arbeitsvorlage für das Werk.
So entsteht gerade ein Dom-Tryptichon. Zwei Tafeln sind bereits vollendet, an der dritten arbeitet sie gerade. Da sie als Stadtplanerin hierzulande nicht gefragt ist, nutzt sie ihr Talent zum Broterwerb. Sie gibt Kunstkurse für Kinder und Jugendliche an der Kunstschule in Köln-Rodenkirchen und im Jugendzentrum „Zahnrad“ in Pulheim.
Jugendliche an Malerei herangeführt
Das hatte sie bereits in Taschkent gemacht. Fünf Jahre lang hatte sie zwischen 1993 und 1998 in Jugendzentren Jugendliche mit Malerei vertraut gemacht.[…]
So widmet sich Nurtaeva zurzeit ganz der Kunst. Nach kleineren Erfolgen in Gruppenausstellungen hatte sie das Glück, Ildrem Sultanov kennen zu lernen.
Der Mann aus Aserbaidschan gründete die Künstlergruppe „Zarifa Art – Kunst ohne Grenze“, die Künstlerinnen und Künstler mit Migrationshintergrund vereint. Hier fanden Kunstschaffende aus allen Erdteilen zusammen. Mit dieser Gruppe wird sie im Mai auch bei einer Ausstellung im Rathaus Wesseling vertreten sein.